Was ist hochsensibilität?
Die Hochsensibilität als Temperaments- oder Persönlichkeitsmerkmal (highly sensitive person) wurde zuerst in den 1990er Jahren von der amerikanischen Psychotherapeutin Dr. Elaine
N. Aron beschrieben. Es ist also ein relativ junges Phänomen und es gibt noch keinen wissenschaftlichen Konsens darüber, was man genau unter dem Begriff versteht, wie man es feststellen kann, oder was die entsprechenden physiologischen Grundlagen betrifft. Aron beschreibt Hochsensibilität als eine angeborene Disposition, was eine offenere und subtilere Wahrnehmung (sensorische Sensibilität) mit sich bringt. Dazu kommt eine intensivere Verarbeitung von inneren und äußeren Reizen (sensory processing sensitivity) sowie stärkeren emotionalen Reaktionen und eine Neigung sich in neuartigen Situationen gehemmt zu verhalten. Konkret im Alltag zeigt sich das z.B. durch stärkere Nervosität, die Personen sind schneller überreizt oder überstimuliert und brauchen mehr Zeit zur Regeneration und mehr Schlaf als andere Personen. Auch eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit oder eine Überreaktion auf Koffein und Medikamente sind häufig. Was ist Hochsensibilität nicht? Ganz wichtig ist: Hochsensibilität ist keine psychische Krankheit und kann nicht nach ICD-10 oder DSM-5 diagnostiziert werden. Eine Hochsensibilität alleine ist deshalb für die Krankenkassen keine ausreichende Indikation für eine psychotherapeutische Behandlung. Obwohl das Phänomen per se natürlich auch mit Leidensdruck verbunden sein kann, vor allem, wenn es noch nicht richtig erkannt wurde, entsteht eine Therapieindikation erst in Kombination mit anderen Schwierigkeiten wie einer Angststörung, depressiver Episode, Essstörung, Substanzmissbrauch oder ähnlichem. Auch die Gefahr der Verwechselung bei psychischen Erkrankungen mit hochsensibler Symptomatik ist groß. Einer seriösen Therapie geht deshalb immer eine gründliche Diagnostikphase voraus, wo die potentielle Hochsensibilität differentialdiagnostisch von Traumafolgestörungen, Persönlichkeitsstörungen, ADS/ADHS und Autismus-Spektrum-Störungen abgegrenzt wird. |